Tanzen macht nicht nur glücklich, sondern auch schlau




 

Seit nun ein paar Jahren tanzen meine Kinder in einer Tanzschule. Die große hat auch schon einen Standard Tanzkurs gemacht und es hat ihr riesig Spass gemacht.

Aber wen wir uns mal selber beobachten wen gute Musik im Radio läuft oder wir unsere Lieblingsmusik anmachen dann bewegen wir uns ja auch zu der Musik. Und wir fühlen uns ein bisschen freier.

 

In diesem Buch beschreibt Lucy Vincent die Neurobiologin das tanzen Endorphine freisetzt und gleichzeitig das Gehirn optimiert. Ihr Focus liegt dabei auf dem Kleinhirn.

Sie beschreibt das durch verschiedene Tänze das Gehirn stimuliert wird, durch die verschiedenen Körperhaltungen. Im Buch werden unter anderem Rock, Salsa oder Tango angeboten.

Aber tanzen ist nicht nur gut für den Körper, sondern auch für das Soziale Umfeld es schafft das Gefühl von Zugehörigkeit sei es in einer Gruppe oder eben auch als Solotänzer.

 

 



Leseprobe

 

Einführung Was wir heute über das Zusammenwirken von Körper und Gehirn wissen, zeigt endgültig, wie wichtig das Tanzen als körperliche Aktivität ist. Tanzend lernt der menschliche Körper, das Maximum aus seiner Umgebung herauszuholen (andere Menschen inbegriffen). Das Tanzen ist ein wundervolles Mittel der Erforschung, des Infragestellens, des Verständnisses, der Intelligenz und des Ausdrucks. Ein jeder Tanzschritt führt zu Entdeckungen und ungewöhnlichen Verknüpfungen in unserem Unbewussten, dank mehrerer Mechanismen, die wir erst seit Kurzem kennen. Derzeit gibt es zwei hauptsächliche Forschungsrichtungen, die die Auswirkungen des Tanzens betreffen. Sie werden ohne jeden Zweifel unsere Art zu leben verändern, unsere Art zu lernen, miteinander umzugehen und auf unsere Gesundheit zu achten. So ist allein schon das Wissen, dass unsere Muskeln für unseren Körper wesentliche Substanzen absondern, eine grundlegende Entdeckung. Dieses Wissen um die hormonelle Rolle unserer Muskeln hat eine unmittelbare Auswirkung, sogar eine eigentlich sympathische, wie ich finde. Sie widerlegt nämlich eine Überzeugung, die in unserem Unbewussten immer noch herumgeistert, die da lautet: Es ist sinnlos, sich zu bewegen, wenn man dabei nicht ausgiebig schwitzt und schrecklich leidet (nach dem Motto »No pain, no gain«). In Wahrheit – und das weiß man seit Kurzem – hat jede Muskelkontraktion, selbst die kleinste, eine Wirkung auf den Körper; mehr noch: Es gibt nichts Besseres als eine maßvolle, dabei aber regelmäßige Muskelaktivität, die den gesamten Körper in Bewegung setzt.

 

Sie sollte nur stressfrei und nicht ruckartig erfolgen. In naher Zukunft hindert nichts mehr die Vorstellung, dass man eine bestimmte Bewegungsfolge medizinisch verordnet, die diese oder jene Muskelgruppen aktiviert, um unsere Leber, unsere Nieren, unser Verdauungssystem, unser Immunsystem, unser Gehirn etc. zu stimulieren – etwa so wie bei der chinesischen Fußreflexzonen-Massage. Man wird dann sagen können, welche Botenstoffe durch welche Muskeln freigesetzt werden und wo ihr Wirkungsort ist; und es wird undenkbar sein, über mehrere Stunden still sitzen zu bleiben, da man zu viel über die negativen Auswirkungen der Bewegungslosigkeit auf Zytokine, Hormone, Enzyme und Neurotransmitter weiß. Man wird derartige Verluste fürchten, wie man sie heute beim Sauerstoffmangel im Gehirn fürchtet. Das Tanzen wird eine zentrale Rolle bei medizinischen Bewegungsverordnungen einnehmen, weil es meiner Meinung nach so komplex und vielseitig ist wie keine andere körperliche Aktivität. Eine weitere, sehr anregende Forschungsrichtung der Neurowissenschaften sind Studien zur Rolle des Kleinhirns (Cerebellum), das das Denken mit Handlungen und Körperhaltungen verbindet. Die Kenntnisse, über die wir diesbezüglich verfügen, ermöglichen uns nicht nur, die sogenannten psychosomatischen Krankheiten zu verstehen, sondern auch, die Körpersprache bzw. die Bewegungstherapien besser zu begreifen (Dance/movement therapy, Yoga, Pilates etc.).

 

Mehr noch, sie erklären uns sogar, wie wir unseren Körper einsetzen sollen, um unser Denken oder unsere Kreativität zu verbessern. Aufgrund dieser Kenntnis besteht kein Zweifel, dass sich unsere Lehrmethoden in den kommenden Jahren radikal verändern werden. Das wird die Kleinkinder, die weniger Kleinen und sogar die schon Älteren betreffen, und das Tanzen wird hier eine zentrale Stellung einnehmen, weil es ohne jeden Zweifel für unser Gehirn das beste Mittel ist, um so viele Daten wie möglich über die Welt einzuspeisen, die uns umgibt. Nebenbei gesagt ist das Kleinhirn die Schnittstelle, die die Bewegung sowohl mit den kognitiven als auch den emotionalen Prozessen verbindet. Das wiederum liefert die Erklärung eines seit Langem anerkannten Phänomens: Wenn wir tanzen, sind wir sogleich guter Stimmung, und diese Verwandlung ist fast schon ein Wunder. Das Tanzen ermöglicht uns, das auszudrücken, was wir in uns tragen, aber auch, auf Gemütslagen einzuwirken und sie zu verändern. Mehrere Forscherteams erkunden, was sich dahinter verbirgt, also die Freisetzung von Endorphinen und Oxytocin, sie erforschen aber vor allem auch die zerebralen Mechanismen, die Körperhaltung, Absicht, Interaktionen mit der Umwelt und emotionale Verfassung miteinander verbinden.

KAPITEL 1 

TANZEN IST GUT FÜRS GEHIRN 

»Die dort tanzen, sind ersichtlich jenseits aller Realität.«  Friedrich Nietzsche 

»Nichts in der Welt ist den Menschen nötiger als das Tanzen. Ohne das Tanzen kann ein Mensch nichts Rechtes ausrichten. Alles Unglück der Menschen, alle betrübten Begebenheiten, mit denen die Historie angefüllt ist, alle Fehler der Staatsmänner, kommen bloß daher, weil sie nicht tanzen können.«  Molière 

»Achte auf das, was du tanzt, denn was du tanzt, das wirst du.« Susan Buirge

 

Das Brain-Building

Die Auswirkungen eines Tanz-Lernprogrammes wurden mit denjenigen einer Folge wiederholter Sportübungen verglichen (Muller, Rehfeld u.a. 2017). 22 ältere Menschen zwischen 63 und 80 Jahren bei guter Gesundheit beteiligten sich über einen Zeitraum von 18 Monaten als Freiwillige. Bereits nach sechs Monaten bemerkte man, dass die Tänzer eine signifikante Zunahme an grauen Zellen im Gyrus precentralis (dem Teil der motorischen Rinde, der die Bewegungen steuert) verzeichnen konnten, was bedeutet, dass das Tanzen (und eben nicht die wiederholten Übungen) Gehirnmasse hervorbringt. Auf der anderen Seite zeigten die gleichen Tänzer eine Zunahme von neuronalen Wachstumsfaktoren, was wiederum belegt, dass die Verbindung zwischen Tanzen und Gehirn über den Weg der Hormone verläuft. Und schließlich konnte man bei ihnen auch eine Steigerung des Volumens des Parahippocampus beobachten (zentrale Struktur für das Funktionieren der Erinnerung), wodurch sich einigermaßen konkret das bestätigen lässt, was man über die Auswirkungen des Tanzens auf das Erinnerungsvermögen weiß. Daraus haben die Forscher den Schluss gezogen, dass ein Tanzprogramm mit konstantem Lernen neuer Schrittfolgen sinnvoller wäre als die simple Wiederholung von Bewegungen, um die Funktion des Gehirns zu verbessern.

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