Mord auf Selchester Castel
 
 
England 1953: Während der Kalte Krieg die Welt in Atem hält, erwarten Geheimagent Hugo Hawksworth und die übrigen Bewohner von Selchester Castle gespannt die Ankunft des neuen Schlossherrn: Gus Mason, Sohn des verstorbenen Earls, ist ausgerechnet Amerikaner! Der neue Earl dachte, das englische Landleben würde ihn langweilen, doch dann bekommt er es nach seiner Ankunft mit wertvollen Gemälden dubioser Herkunft zu tun. Und kurz darauf wird im Gewächshaus des Schlosses eine Leiche entdeckt. Hugo hegt keinen Zweifel daran, dass die Ereignisse zusammenhängen, und geht auf Mörderjagd ...
 
 
 
 
Das Buch ist Flüssig geschreiben und man kommt sofort super rein. 
Es ist auch toll aufgeteilt es gibt Kapitel und in dem Kapitel gibt es verschiedene Szenen die auch so gekenzeichnet werden.
 
Was ich nicht wusste das ist das es der zweite Teil ist und der erste heißt der "Tote in der Kapelle".
Aber ich muss sagen das ist mir nicht sonderlich bei diesem Buch aufgefallen,man kann es also wirklich auch ohne das erste Buch zu kennen lesen
 
Schon auf den Ersten Seite reizt es einen weiter zu lesen wo es eine Diskussion gibt über Engländer und Amerikaner.
Den Gus Mason darf nur das Erbe antreten wen er die Amerikanische Staatsbürgerschaft ablegt.
Das allerdings gefällt den Töchtern gar nicht den sie wollen Amerikanerinnen bleiben. 
 
Allein diese Szene ist amüsant zu lesen.
 
Der Stil des Buches erinnert an die alten Englischen Krimis wie Agatha Christie und Edgar Wallace.
 
Das Jahr 1953 war ein großartiges Jahr für Großbritannien: Nach der Thronbesteigung im Jahr zuvor, folgte die glamouröse Krönung Königin Elizabeths II. Und auch wenn die Bevölkerung immer noch unter der Lebensmittelrationierung litt, das Leben wurde wieder besser.
 
Und auch auf Selchester Castle stehen weitreichende Veränderungen bevor. Sieben Jahre nach seinem plötzlichen Verschwinden wurden die Gebeine des 17. Lord Selchester verscharrt in der Burgkapelle gefunden. 
 
 
Prompt steht Gus Mason, ein amerikanischer Altertumsforscher nebst Töchtern als 18. Lord vor der Tür, mehr oder weniger bereit sein unerwartetes Erbe anzutreten. Denn niemand, aber auch gar niemand hatte von seiner Existenz gewusst. Besonders seine Halbschwester Sonja ist wenig entzückt, ihr sicher geglaubtes Erbe an einen daher gelaufenen Wissenschaftler abtreten zu müssen. Bemüht, schnell und diskret einige wertvolle Gemälde aus der Burg zu schaffen, reist Sonja zum Weihnachtsfest nach Selchester, im Gepäck einen Kunstexperten, der ihr bei der Auswahl helfen soll.
 
Als während der Feiertage eine Leiche im Gewächshaus gefunden wird, ist es mit der angeblichen Ruhe des englischen Landlebens endgültig vorbei
 
Hugo Hawksworth, ein weiterer illustrer Bewohner Selchesters und ehemaliger Geheimagent ihrer Krone beginnt zu ermitteln.
 
Auch gibt es Mordversuche an dem neuen Earl. Bleibt es beim Versuch? 
Das müsst ihr aber nun selber Lesen.
 
Leseprobe
 
Kapitel eins
 
Szene 1
 
Lord Selchester riss das Steuer herum, um einem Fa- san auszuweichen. »Heute tummelt sich jede Menge Wild auf den Straßen. Immer fest entschlossen, unter die Räder meines Automobils zu kommen.« »Sag Auto, nicht Automobil. Du bist jetzt Engländer«, korrigierte ihn Polly. Davon wollte ihre Schwester Babs nichts wissen. »Ich nicht. Ich bin Amerikanerin und werde es auch immer bleiben.« »Als Amerikanerin kannst du aber nicht Lady Barbara werden«, gab Polly zurück. »Wer will schon Engländer sein? Das müssen Liliputaner sein, wenn sie so kleine Automobile fahren wie dieses hier.« »Die haben kein Öl, deswegen kostet das Benzin für Autos« – Polly betonte das Wort – »mehr als in den Staaten. Kleinere Autos, weniger Verbrauch an Kraftstoff.« Als er in den Rückspiegel schaute, sah Augustine Lambert Fitzwarin, ehemals Gus Mason, nun der achtzehnte Earl of Selchester, dass seine jüngere Tochter sich die Brille hochschob und sich erneut in ihr Buch vertiefte.
 
Während er das Automobil – nein, Polly hatte schon recht, das Auto – durch die kurvenreichen Straßen der englischen Landschaft steuerte, stellte er sich vor, wie seine Vorfahren diese Strecke über die Jahrhunderte hinweg wohl zurückgelegt hatten. Erst auf Pferden, dann mit Kutschen. Mit dem Zug und jetzt im Auto. Aus London kommend oder von den Schlachtfeldern Frankreichs zurückkehrend oder aus der sengenden Hitze von Jerusalem. Sie kamen zurück nach Hause, nach Selchester. Nach Selchester Castle. Vorfahren, von denen er nichts wusste; Vorfahren, von deren Existenz er bis vor wenigen Wochen nicht einmal etwas geahnt hatte. Zweiundvierzig Jahre lang hatte er als Gus Mason gelebt, als amerikanischer Staatsbürger. In Virginia war er groß geworden, an der University of Notre Dame hatte er studiert und sich in die Antike verliebt; er hatte Homer und Vergil übersetzt und im Krieg gedient – das alles hatte Hand und Fuß. Das war vertraut, das war das, was ihn ausmachte. Reisen nach England im Laufe der Jahre und ein Jahr als Stipendiat an einem College in Oxford hatten ihn zwar mit den englischen Gepflogenheiten vertraut gemacht. Doch nie hätte er sich träumen lassen, dass er einmal einen englischen Reisepass, einen englischen Titel und eine englische Burg sein eigen nennen würde. »Es wird befremdlich sein«, sagte er. »Für uns alle.« »Du wirst dich daran gewöhnen«, sagte Polly. »Ich hoffe nur, wenn erst einmal ein bisschen Zeit vergangen ist, werdet ihr es mir nicht übel nehmen, so aus 
eurer gewohnten Umgebung herausgerissen worden zu sein.« Raschelnd blätterte Polly eine Seite um.
 
»Entwurzelt.« Barbara bedachte ihren Vater mit einem ärgerlichen Blick. »Ich hätte nicht mitkommen müssen. Ich hätte in den Staaten bleiben können.« »Hättest du nicht, nicht mit siebzehn«, konterte Polly. »Ich hätte irgendwo aufs College gehen können und nicht nach England in irgend so eine modrige Burg.« Sie starrte aus dem Wagenfenster. »Es ist, als führen wir durch eine Wolke«, sagte sie. »England besteht bloß aus einer großen Wolke. Wolke, Regen und Nebel.« »Das ist nur ein bisschen Dunst«, beschwichtigte ihr Vater. »Nebel«, entgegnete Polly mit Überzeugung. »Wie der in den Büchern von Dickens.« »In den Zeiten der Römer hat man in England Wein angebaut«, erklärte Gus. Babs stieß einen Seufzer aus. »Bitte sag mir jetzt nicht, dass die Römer es bis nach England geschafft haben.« »Klar haben sie das!«, versetzte Polly. »Deshalb heißt es ja auch Großbritannien, weil der römische Name Britannia lautete.« Gus war es nie gelungen, bei Babs auch nur einen Funken Interesse für die alten Römer oder Griechen zu entzünden. »Dunst und Nebel hätten zu Vergil gepasst. Wisst ihr noch, wie nebelig es war, als wir Mantua besuchten, von wo er stammte?« 
 
»Ich kann mich noch sehr gut an Mantua erinnern«, sagte Babs. »Ich weiß noch, dass ich mir dort eine Bronchitis eingefangen habe und beinahe den Geist aufgegeben hätte und dass Polly eine Lebensmittelvergiftung bekommen hat.« »Vergil ist ja dann auch so schnell wie möglich nach Rom abgehauen«, sagte Polly. »Wo es nicht klamm und nebelig ist. Kopf hoch, Babs, wenigstens hat es Odysseus nie bis nach England geschafft. Und alle römischen Soldaten sind schon vor Jahrhunderten wieder in ihre Heimat zurückgekehrt.« »Wo wir von in die Heimat zurückkehren sprechen: Wer sind eigentlich diese Typen, die im Moment in der Burg wohnen?«, wollte Barbara wissen. »Ich fasse es nicht, dass sie immer noch dort sind. Wieso haben die sich noch nicht verkrümelt?« »Ich dachte, das hätte ich euch erklärt«, erwiderte Gus. »Hast du auch«, schaltete sich Polly ein. »Aber Babs hört nichts, was sie nicht hören will.« »Freya Wryton ist meine Cousine  – unsere Cousine –, und sie lebt seit sieben Jahren in der Burg und kümmert sich um das Gebäude. Schon seit ihr Onkel, der letzte Lord Selchester, gestorben ist.« »Wieso sagst du nicht ›mein Vater‹? Und gestorben trifft es ja wohl nicht so ganz, oder? Er wurde ermordet.« Polly hatte es gerne genau. Ja, er hatte das Wort vermieden. Daran musste man sich erst einmal gewöhnen, zum ersten Mal in seinem Leben einen Vater zu haben. Selbst wenn er tot war. »Da  wohnt auch noch ein Mann namens Hugo Hawksworth in der Burg. Mit seiner Schwester Georgia. Sie ist ungefähr in deinem Alter, Polly. Sie wird bestimmt deine Freundin.«
 
»Wird sie nicht. Ich suche mir meine Freundinnen nämlich selbst aus, danke, und das werden keine weinerlichen englischen Mädchen sein.« »Haben die kein Zuhause, wohin sie gehen können?«, fragte Babs. »Wenn wir schon dort wohnen müssen, sollten dort doch nicht zusätzlich auch noch jede Menge Fremde hausen.« »Ich übernehme das Anwesen offiziell erst dann, wenn juristisch alles geklärt ist.« Mit einer Besitzurkunde. Aber es gab Schwierigkeiten, da er seine amerikanische Staatsbürgerschaft aufgeben musste, um den Titel annehmen zu können. Und dann war da noch das Geld. Es hatte ihm die Sprache verschlagen, als die Anwälte – Solicitors genauer gesagt, er musste sich diese Bezeichnung einprägen – ihm das Ausmaß seines Erbes erläutert hatten. Und das seines voraussichtlichen Steuerbescheids. »Freya sagt, sie ziehen nach Weihnachten aus.« »Und es gibt übrigens auch noch eine Haushälterin«, ergänzte Polly. »Bestimmt ist sie so wie Mrs Danvers in Rebecca. Böse, wütend darüber, dass du, der verschollene Erbe, auftauchst, und darauf bedacht, dich bei nächster Gelegenheit über das Treppengeländer zu schubsen. Jede Wette, dass sie uns allen das Leben zur Hölle machen wird.« »Bitte achte auf deine Ausdrucksweise, Polly.«
»Die Engländer sagen alles Mögliche, schau dir bloß Shakespeare an.« »Du bist nicht Shakespeare.« Polly vertiefte sich wieder in ihr Buch.
 
Szene 2
 
Froh darüber, nach einer langen, kalten Fahrt von London sein Ziel erreicht zu haben, bremste der Motorradfahrer ab, als er an das offene Tor des Herrenhauses Thorn Hall gelangte, und blieb an der rot-weißen Schranke stehen, die ihm den Weg versperrte. Das große Schild auf dem Torpfosten, auf dem »Britische Regierung, Statistisches Amt, Privatgelände, Zutritt verboten« stand, beachtete er nicht. Dass kein einziger Statistiker in dem viktorianischen Gebäudekomplex arbeitete, war ihm bewusst. Thorn Hall war während des Kriegs eine geheime Einrichtung gewesen, die die Einheimischen verschwörerisch »Pst-pst!« nannten. Davon, dass die Beschilderung des Kriegsministeriums längst entfernt worden und scheinbar eine andere Regierungsbehörde eingezogen war, ließ sich im Ort niemand täuschen. Konnte man dem Dienst auch keinen Namen zuordnen, so wusste doch jeder, dass das, was in dem Herrenhaus vor sich ging, mit nachrichtendienstlichen Aktivitäten zu tun hatte. So wie auch allgemein bekannt war, dass in einer wenige Meilen außerhalb von Selchester gelegenen wissenschaftlichen Regierungseinrichtung, die von den Einheimischen das »Atomic« genannt wurde, streng geheime Kernforschung betrieben wurde. Die Bewohner von Selchester waren Geheimnisse gewohnt. Der Diensthabende von Thorn Hall trat aus seiner Baracke und begrüßte den Kurier aus London. »Du bist heute spät dran, Phil.« Er nahm den Passierschein entgegen und stempelte ihn ab. »Von Osten her zieht Schmuddelwetter auf«, entgegnete Phil. »Ich werde mich nicht lange hier herumdrücken.« Er trat den Kickstarter durch, der Motor sprang an, und der Mann brauste auf das Gebäude zu. Die Schilder mit der Geschwindigkeitsbegrenzung ignorierte er und bremste erst ab, als er den kleinen See umkurvte. Vor dem Haupteingang bockte er das Motorrad auf, holte aus einer der Satteltaschen einen gelbbraunen Umschlag hervor und trat durch die Eingangstür. Er stieg die Marmortreppe zum Obergeschoss hinauf, in dem Mrs Tempest, die Sekretärin des Abteilungsleiters Sir Bernard, ihr Büro hatte. »Morgen, Miss T. Heute habe ich nicht viel dabei. Bloß ein paar Unterlagen für Sir Bernard und Mr Hawksworth.« Er nahm den Umschlag entgegen, den sie ihm ihrerseits reichte. »Danke. Bin wohl erst nach Weihnachten wieder hier. Frohes Fest.« Danach steuerte er die Kantine an, um Tee zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen, bevor er wieder zurück nach London aufbrach. 
 
Szene 3
 
In einem kleinen Zimmer, zwei Stockwerke und einen Gebäudeflügel entfernt von Sir Bernards großzügigen Räumlichkeiten, saß Hugo Hawksworth an seinem Schreibtisch. Er kippelte mit seinem Stuhl und massierte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Wade. Wenn er zu lange saß, verkrampfte sich sein von den Folgen einer Schussverletzung vernarbtes Bein. Er widmete sich wieder dem Aktenordner, der geöffnet vor ihm lag. Zu seiner Überraschung machte Hugo die Aufgabe, die zu erledigen ihn Sir Bernard gebeten hatte, Freude. Seit sich Burgess und Maclean 1951 in Luft aufgelöst hatten, befürchtete der Dienst, überzeugt davon, dass die beiden in Moskau gelandet waren, in seinen Reihen könnten noch weitere von ihrem Schlag sein; sowjetische Agenten, die bis zu den höchsten Rängen aufstiegen und dort sensible und leitende Positionen einnahmen. »Forschen Sie nach!«, hatte Sir Bernard ihn angewiesen. »Das beherrschen Sie. Gehen Sie die Akten von A bis Z durch. Suchen Sie nach Unregelmäßigkeiten. Nach Einsätzen, die gescheitert sind. Nach Agenten, die sich ungewöhnlich verhalten haben. Nach allem, was auf weitere Verräter im Dienst hindeuten könnte.« »Ergibt es überhaupt Sinn, so weit zurückzugehen?«, fragte Hugo. »Burgess und Maclean haben in unserer Zeit ihr Unwesen getrieben, nicht damals.« »Die Saat des Verrats wurde in den Dreißigern gesät. Vor allem in Cambridge, damals eine Brutstätte des Kommunismus, wie Ihnen bekannt sein dürfte.« Sir  Bernard hatte sein Diplom an der Edinburgh University erworben.
 
»Es dürfte noch weitere wie sie in den Reihen des Dienstes geben, die sich hocharbeiten, befördert werden, Zugang zu ausgesprochen sicherheitsrelevantem Material haben. Wir müssen wachsam sein, Hugo. Betrachten Sie nichts und niemanden als selbstverständlich. Auszeichnungen im Krieg, eine makellose Vorgeschichte, erfolgreiche Missionen: Lassen Sie sich durch nichts täuschen. Schreiben Sie sich Misstrauen auf die Fahnen.« Wie immer amüsiert von Sir Bernards Befehlston hatte Hugo ein Grinsen unterdrückt und war losgezogen, um sich an Mrs Clutton zu wenden, die Archivarin, die ihm als Assistentin zuarbeitete. Wie gewohnt war sie ihm bereits einen Schritt voraus, sodass sich bereits mehrere Akten auf seinem Schreibtisch stapelten, markiert mit ihren Kommentaren und Anmerkungen. Sie war perfekt darin, sich scheinbar nebensächliche Details einzuprägen, und hatte in ihrem Büro alle möglichen Register angelegt und die entsprechenden Karteikarten, die sie in schmalen Holzschubladen aufbewahrte, mit Querverweisen versehen. Sie hatte ein Gedächtnis wie ein Elefant und besaß ein außergewöhnliches Talent, einen Zusammenhang zwischen Menschen, Orten und Geschehnissen herzustellen. Wahrscheinlich hätte Mrs Clutton seine Arbeit besser erledigt als er, dachte Hugo, während er die erste Akte aufschlug. Die Dreißiger lagen noch nicht ganz so lange zurück, doch aus der Perspektive von 1953 schienen diese Vorkriegsjahre einem anderen Zeitalter anzugehören. ................

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