LITTLE LIES – Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht ***WERBUNG***
Sie wohnt bei dir. Du denkst, du kennst sie. Doch du weißt nicht, wozu sie fähig ist ...
Die Journalistin Leah flieht vor ihrem alten Leben: Sie lässt ihre Heimat und ihren Job hinter sich und zieht mit ihrer besten Freundin Emmy in ein altes Haus auf dem Land. Das Zusammenleben klappt gut. Leah arbeitet tagsüber in der Schule, Emmy nachts an einer Rezeption. Doch dann stellt Leah eines Nachts fest, dass sie ihre Freundin seit Tagen nicht gesehen hat. Noch bevor sie Emmy als vermisst melden kann, wird in der Nähe eine brutal misshandelte junge Frau gefunden. Doch die Frau ist nicht Emmy – stattdessen sieht sie Leah zum Verwechseln ähnlich … Muss Leah nicht nur um Emmys, sondern auch ihr eigenes Leben fürchten?
Man ist beim Lesen sofort mitten im Buch und es liest sich super flüssig.
Wärend des Lesens kommen immer mehr Lügen zum Vorschein. Mit den Personen bin ich eigentlich ganz gut zurecht gekommen aber ich kann nun nicht sagen das ich große Sympathien für einen Entwickelt habe.
Es wird aus der Ich Perspektive erzählt und zwar aus der Sicht von Leah. Nach und nach gibt Leah auch mal was von sich Preis aber eben immer nur Stückchen weise.
Recht Mittig des Buches kann man sich dann schon ziemlich viel denken wie es weitergeht und was so noch passieren wird.
Das Ende ist nun nicht ganz so überraschend aber es bleiben doch noch einige Fragen offen zumindest bei mir.
Aber mal zusammenfassend ist es ein Tolles Buch mit einer Tollen Story. Es hat Spass gemacht dieses Buch zu lesen.
Leseprobe
Prolog
Die Katze war wieder mal unter der vorderen Veranda zugange. Ihr Kratzen an den Holzbohlen übertrug sich auf meine Schlafzimmerdielen. Wetzte sich die Krallen, markierte ihr Revier – unermüdlich in finsterer Nacht. Ich saß auf der Bettkante, stampfte mit den Füßen auf den Boden und dachte, bitte lass mich schlafen, mein wiederholtes Stoßgebet an alles Belebte außerhalb meiner vier Wände, an die Natur da draußen, die sich dort bemerkbar machte. Das Kratzen verstummte, und ich schlüpfte wieder unter die Decke. Nun andere, vertrautere Geräusche: das Knarzen der alten Matratze, Grillengezirp, der Wind, der heulend durchs Tal fegte. Das alles wies mich auf mein neues Leben hin – das Bett, in dem ich schlief, das Tal, in dem ich lebte, ein Flüstern in der Nacht: Du bist hier. Ich war in der Stadt aufgewachsen und für das Leben dort gemacht, hatte mich an die Geräusche der Menschen unten auf der Straße gewöhnt, an das Hupen, die Bahn, die bis Mitternacht die Gleise entlang rollte. Wartete schon auf die Schritte über mir, die zuknallenden Türen, Wasser, das durch die Leitungen lief. Das alles hielt mich nicht vom Schlafen ab. Die Stille in diesem Haus jedoch beunruhigte mich manchmal. Aber sie war immer noch besser als die Tiere. An Emmy könnte ich mich gewöhnen. Sie schlüpfte einfach so herein, der stotternde Motor ihres Wagens in der Auffahrt war ein Trost, ihre Schritte im Flur begleiteten mich in den Schlaf. Doch die Katze, die Grillen, die Eulen und der Kojote – für die brauchte es etwas Zeit. Vier Monate, und endlich veränderte sich etwas, so wie die Jahreszeit.
Wir waren im Sommer angekommen – Emmy zuerst, ich ein paar Wochen später. Wir schliefen jede auf einer Seite des Flures in gegenüberliegenden Zimmern, bei geschlossenen Türen und voll aufgedrehter Klimaanlage. Als ich damals im Juli das erste Mal mitten in der Nacht den Schrei gehört hatte, war ich sofort senkrecht im Bett hochgefahren und hatte gedacht: Emmy. Es war ein ersticktes, tiefes Stöhnen, so wie wenn etwas mit dem Tod ringt, und meine Fantasie füllte bereits die Lücken: Emmy, wie sie sich abkämpfte, sich röchelnd den Hals hielt oder ohnmächtig auf dem staubigen Boden lag. Ich rannte über den Flur und hatte schon die Hand an ihrem Türgriff, als sie von innen die Tür aufriss und mich mit großen Augen anstarrte. Im ersten Moment sah sie aus wie an dem Tag, an dem wir uns das erste Mal getroffen hatten, beide gerade mit der Schule fertig. Doch es war nur die Dunkelheit, die mir das vorgaukelte. »Hast du das gehört?«, flüsterte sie. »Ich dachte, du warst das.« Sie packte mein Handgelenk, das Mondlicht hinter den unverhängten Fenstern ließ das Weiße in ihren Augen aufleuchten. »Was war es dann?«, fragte ich. Emmy hatte schon in der Wildnis gelebt, war ein paar Jahre beim Friedenskorps gewesen und hatte sich an das Unbekannte gewöhnt. Noch ein Schrei, und Emmy machte einen Satz – der Laut kam von direkt unter uns. »Ich weiß nicht.«
Sie war ungefähr so groß wie ich, aber dünner. Vor acht Jahren war das umgekehrt gewesen, doch nachdem sie weggegangen war, hatte sie ihre Rundungen verloren, und die vielen Jahre waren ihr anzusehen. Ich hatte das Gefühl, dass ich nun diejenige war, die sie beschützen, sie gegen jegliche Gefahr abschirmen musste, denn Emmy bestand in diesen Tagen aus nichts als scharfen Kanten und blasser Haut. Doch sie setzte sich als Erste in Bewegung, lief geräuschlos den Flur entlang, ihre Hacken berührten kaum den Boden. Mit vorsichtigen Schritten und flachem Atem folgte ich ihr. Ich legte die Hand auf das Telefon, das ein Kabel hatte und an die Küchenwand gehängt war, für alle Fälle. Aber Emmy hatte andere Pläne. Sie schnappte sich eine Taschenlampe aus der Küchenschublade, schob langsam die Vordertür auf und trat nach draußen auf die Holzveranda. Das Mondlicht ließ sie sanfter wirken, ihre dunklen Haare bewegten sich in der Brise. Sie richtete den Lichtkegel auf den Waldrand und wollte die Stufen hinuntergehen. »Emmy, warte«, sagte ich, aber sie lag schon bäuchlings auf der Erde und ignorierte mich. Sie leuchtete unter die Veranda, und da schrie wieder etwas. Ich klammerte mich an das Holzgeländer, während Emmy sich auf den Rücken rollte, von einem leisen Lachen geschüttelt, das sich dann laut Bahn brach und in den Nachthimmel schallte. Ein Fauchen, dann schoss ein Streifen Fell unter dem Haus hervor und verschwand im Wald, gefolgt von einem zweiten. Emmy setzte sich auf, ihre Schultern bebten immer noch. »Wir wohnen über einem Katzenpuff«, sagte sie. Ich musste lächeln, was für eine Erleichterung. »Kein Wunder, dass die Miete so günstig ist«, sagte ich. Ihr Lachen erstarb langsam, als etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. »Oh, guck mal«, sagte sie und zeigte mit einem dünnen Arm auf den Himmel hinter mir.
Vollmond. Nein, Supermond. So hieß das doch. Gelb und zu nah, so als könne er die Schwerkraft beeinflussen. Uns alle in den Wahnsinn treiben. Katzen durchdrehen lassen. »Wir könnten Betonblöcke verlegen«, sagte ich, »um die Tiere fernzuhalten.« »Genau«, sagte sie. Aber natürlich taten wir das nie. Emmy mochte schon die Vorstellung von Katzen. So wie sie auch die Vorstellung von alten Holzhütten und einer Veranda mit Schaukelstühlen mochte; außerdem: Wodka, während des Wodkatrinkens Dartpfeile auf Karten zu werfen, das Schicksal. In Letzterem war sie ganz groß. Deshalb war sie auch so sicher gewesen, dass es richtig war, hier gemeinsam herzuziehen, ohne noch einmal groß darüber nachzudenken, ohne Zweifel. Das Schicksal hatte uns wieder zusammengeführt, unsere Wege hatten sich in einer schummerigen Bar gekreuzt, acht Jahre nachdem wir uns das letzte Mal begegnet waren. »Das ist ein Zeichen«, hatte sie gesagt, und in meiner Trunkenheit war mir das vollkommen logisch erschienen, meine Gedanken verschwommen mit ihren, Hirnwindungen kreuzten sich. Die Katzen waren vermutlich auch ein Zeichen – wofür, dessen war ich mir nicht sicher. Aber außerdem: der Supermond, Glühwürmchen, die im Rhythmus ihres Lachens aufleuchteten, von Feuchtigkeit schwere Luft, die uns umfing wie eine Hülle. Wann immer wir danach ein Geräusch hörten, ich von dem durchgesessenen braunen Sofa oder meinem Platz am Vinylküchentisch hochschreckte, zuckte Emmy mit den Schultern und sagte: »Nur die Katzen, Leah.« Trotzdem träumte ich wochenlang von größeren Geschöpfen, die unter uns lebten. Jeden Tag, wenn ich das Haus verließ, nahm ich die Stufen mit einem einzigen großen Schritt, wie ein Kind.
Ich stellte mir zusammengerollte oder sich duckende Kreaturen vor, in der Dunkelheit, im Dreck, nichts als gelbe Augen, die einen anstarrten. Schlangen. Waschbären. Streunende und tollwütige Hunde. Gerade gestern hatte ein Lehrerkollege erzählt, ein Bär sei in seinem Garten gewesen. Einfach so: ein Bär im Garten. Als wäre das etwas, was man so eben im Vorbeigehen bemerkte oder auch nicht. Graffiti auf der Überführung, eine kaputte Straßenlaterne. Nur ein Bär. »Mögen Sie keine Bären, Miss Stevens?«, hatte er mit einem breiten Grinsen gefragt. Er war schon etwas älter und hatte weiche Konturen, die Haut um seinen Ehering wölbte sich auf beiden Seiten wie im Protest, er unterrichtete Geschichte und schien sie der Realität vorzuziehen. »Wer mag denn bitte Bären?«, sagte ich und versuchte, mich im Flur an ihm vorbeizuschieben. »Wenn man in ein Bärengebiet zieht, sollte man sie wohl besser mögen.« Seine Stimme war lauter als nötig. »Es ist ihr Zuhause, auf dem Sie alle sich immer weiter ausbreiten. Wo sollten sie sonst sein?« Der Nachbarshund fing an zu bellen, und ich starrte auf die Lücke zwischen den Vorhängen, wartete auf die ersten Anzeichen von Tageslicht. An Morgen wie diesem sehnte ich mich trotz meiner ursprünglichen Hoffnungen – der Duft der Natur, der Charme von Holzhütten mit Schaukelstühlen, das Versprechen eines neuen Anfangs – nach der Stadt. Sehnte mich danach wie nach dem Kaffee, der mir ins Blut schoss, der Jagd nach einer Story, meinem Namen schwarz auf weiß. Als ich im Sommer hierhergekommen war, hatte es eine lange Phase der Ruhe gegeben, in der mich die ausgedehnten Tage mit einer gesegneten Abwesenheit von Gedanken begrüßt hatten. Ich war morgens aufgewacht, hatte mir einen Kaffee eingeschenkt und war die hölzernen Verandastufen hinuntergetreten, hatte mich für einen kurzen Moment der Erde ganz nah gefühlt, verbunden mit etwas, das ich zuvor vermisst hatte: Meine Füße standen fest auf der Erde vor unserer Veranda, ein paar Grashalme lugten zwischen meinen Zehen hindurch, als würde dieser Ort selbst mich in sich aufnehmen.
Doch an anderen Tagen verwandelte sich die Ruhe in Einsamkeit, und ich fühlte, wie sich etwas in mir regte, als würden meine Muskeln sich erinnern. Manchmal träumte ich, dass ein verrückter Hacker das gesamte Internet gelöscht, uns alle reingewaschen hatte und ich zurückgehen könnte. Noch einmal von vorn anfangen. Die Leah Stevens sein, die ich hatte sein wollen………….